Erfolgreiche Meldeplattform Wilde Nachbarn Säugetieratlas wird in die Schweizer Plattform Wilde Nachbarn überführt

09.12.2022, Sandra Gloor
Von 2016 bis 2020 wurden mit der Meldeplattform Wilde Nachbarn Säugetieratlas Meldungen von Säugetierbeobachtungen für den neuen Säugetieratlas der Schweiz und Liechtenstein gesammelt. Nach dem Erscheinen des neuen Säugetieratlas 2021 wird die Projektseite der Meldeplattform Wilde Nachbarn Säugetieratlas auf Ende 2022 in die allgemeine Meldeplattform Wilde Nachbarn Schweiz überführt.

In Zusammenarbeit mit der Schweizerischen Gesellschaft für Wildtierbiologie SGW/SSBF wurden in den vier Jahren des Atlasprojekts nahezu 14‘000 Beobachtungen gesammelt, über 3‘000 davon mit Bildern. Die Beobachtungen wurden dem nationalen Datenzentrum für die Kartographie der Fauna CSCF übergeben. Damit konnte die Meldeplattform dank der 1584 Melder*innen einen wichtigen Beitrag an den neuen Säugetieratlas leisten.

Mit dem Erscheinen des neuen Säugetieratlas hat die Meldeseite Wilde Nachbarn Säugetieratlas ihre Aufgabe erfüllt. Für Melderinnen und Melder ändert sich grundsätzlich nichts, sie können weiterhin über das gleiche Login Daten und Bilder auf die Meldeplattform hochladen.

Einschreiben für lokale Informationen

Im Profil jedes Melders / jeder Melderin kann das Standardprojekt ausgewählt werden. Damit erhält man regionale News aus diesem Standardprojekt, beispielsweise Aufrufe für lokale Citizen Science-Projekte und Einladungen zu Exkursionen und den Newsletter mit Hinweisen auf Veranstaltungen in der Region.

Im Profil (rechts oben) kann das Standardprojekt angepasst werden, womit man News aus der Region dieses Standardprojekts erhält, beispielsweise aus dem Projekt Wilde Nachbarn Thurgau.
Rückblick auf die erfolgreiche Meldeplattform für den Neuen Säugetieratlas

Mit dem Start des Projekts für den neuen Säugetieratlas der Schweiz und Liechtensteins wurden die Meldeplattformen säugetieratlas.wildenachbarn.ch (ab Juni 2016) und atlas.nosvoisinssauvages.ch (ab Jan. 2017) lanciert. Zwei wichtige Ziele der Plattformen waren das Sammeln von Zufallsbeobachtungen aus der Bevölkerung und deren Sensibilisierung für Säugetierthemen. Ein zentrales Standbein des Citizen Science-Projekts waren die vierzehn regionalen Kompetenzzentren, Naturmuseen und Zoos, verteilt über die ganze Schweiz, welche mit regionalen Aktivitäten ihre Besucher*innen über den Atlas und die Meldeplattform informierten.

Säugetieratlas-Fotowettbewerb „Wildtiere beobachten“

Die Meldeplattformen starteten 2016 mit einem Fotowettbewerb für Bilder von Säugetierbeobachtungen. Der Wettbewerb sorgte für viel Publicity. Innerhalb von sieben Monaten wurden von 141 Personen über 500 Bilder auf der Meldeplattform hochgeladen.

Preisverleihung in Lyss, von links: Prof. Dr. Roland Graf (ZHAW, Projektleiter Säugetieratlas), Sibyll Bachmann (Gewinnerin Publikumspreis), Dominik Konrad (Gewinner Zufallspreis), Valentin Brügger, Swarowsi Optik Schweiz.
Frischling im Unterholz
Rehbock
Baumschläfer im Schweizerischen Nationalpark
Aufrufe für Eichhörnchen, Hasenartige, Murmeltier und Siebenschläfer

In den Jahren 2017 und 2018 wurden vier nationale Aufrufe für die Meldung von Beobachtungen von Eichhörnchen, Hasenartigen, Murmeltieren und Siebenschläfern durchgeführt, begleitet von Medienmitteilungen und Öffentlichkeitsarbeit. Die Aufrufe brachten hunderte von neuen Beobachtungsmeldungen und viele Medien berichteten über die Aufrufe und über das Projekt für den neuen Säugetieratlas.

Schneehase, am 26. Juni 2016 bei Kandersteg im Berner Oberland aufgenommen.
Pilotprojekt «Zeig’ mir deine Maus, Katze!»

In den Kantonen Bern und Solothurn wurde unter Leitung des Naturmuseums Solothurn das Pilotprojekt «Zeig’ mir deine Maus, Katze!» durchgeführt. Die Bevölkerung wurde aufgefordert, von Mai 2018 bis Mai 2019 die Beutetiere ihrer Katzen zu sammeln. So kamen 573 Kleinsäuger zusammen. Weitere 186 Tiere stammten aus dem Frostmaterial des Naturmuseum Solothurns und des Naturhistorischen Museums Bern. Total wurden 759 Tiere untersucht, die 23 Arten zugeordnet werden konnten. Bei einigen Arten, wie der Wasserspitzmaus oder der Erdmaus, konnten Verbreitungslücken geschlossen werden.

Gesamtschweizerisches Citizen Science-Projekt „Igel gesucht“

Im Jahr 2018 wurde das gesamtschweizerische Citizen Science-Projekt „Igel gesucht“ durchgeführt. Die Bevölkerung wurde aufgerufen, Beobachtungen von Igeln zu melden und sich an der Erhebung der Igel mittels Spurentunnel zu beteiligen. Mit über 170 Freiwilligen wurden 1‘560 Spurentunnel in 156 Stichproben-Quadraten à 1 km2 über die Schweiz verteilt aufgestellt und während 5 Tagen kontrolliert. In 73 von 144 ausgewerteten Kilometerquadraten wurden Igel nachgewiesen. Die Resultate zeigen, dass Igel noch in vielen Teilen der Schweiz vorkommen. Es konnten einige der bisherigen Lücken in der Verbreitungskarte geschlossen werden und es verdeutlichte sich, dass mehr Igel in Siedlungsgebieten als in ländlichen Gebieten vorkommen.

Igelspur aus einem Spurentunnel des Projekts "Igel gesucht".
Beunruhigende Verbreitungslücken des Igels im Siedlungsraum

Innerhalb des Siedlungsraum zeigten sich jedoch in vielen Städten und Dörfern, dass Igelpopulationen kleinräumig Verbreitungslücken aufweisen, die auf einen möglichen Rückgang hinweisen und weiter abgeklärt werden sollten.

Link zu den Resultaten der Wilde Nachbarn-Igelprojekte.

Der neue Säugetieratlas der Schweiz und Liechtensteins

99 wildlebende Säugetierarten kommen aktuell in der Schweiz und in Liechtenstein vor. Der «Atlas der Säugetiere Schweiz und Liechtenstein» porträtiert diese gemäss dem wissenschaftlich aktuellen Wissensstand. Die Artporträts umfassen neben allgemein verständlichen Texten zur Biologie, Verbreitung, zu den Ansprüchen an den Lebensraum sowie zum Schutz und zum Managementstatus auch Verbreitungskarten, zahlreiche Fotos und Diagramme. Artübergreifende Aspekte werden in 15 Fokuskapiteln erläutert und umfassen Themen wie die Wiederansiedlung ausgestorbener Arten oder den Umgang mit Grossraubtieren. Neben ausgewiesenen Expertinnen und Experten haben im Rahmen von Citizen-Science-Projekten auch zahlreiche Laien am Atlas mitgewirkt. Das Werk ist auch in französischer und italienischer Sprache erschienen und kann im Shop von Wilde Nachbarn bestellt werden.